Merkel muss weg? Hass muss weg!


Offener Brief an Dr. Angela Merkel - Bundeskanzlerin

Berlin und Königs Wusterhausen, 15.12.2016

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,

viele Initiativen, Vereine, (meistens namenlos bleibende) Helfer und Unterstützer engagieren sich gegen „rechte Gewalt“, die ja bekanntlich in den Köpfen, mit willfährigem Sprachgebrauch, der Uneindeutigkeit der Haltung beginnt. Klar und damit auch immer mit offenem Visier dagegen zu kämpfen, das ist nicht jedermanns Sache.

 

Stellen Sie sich die folgende Situation vor: in einer Unterführung im Westen Berlins der Spruch, Merkel muss weg! an der Wand: Eine Hass-Parole, auch eine Beleidigung, eine Respektlosigkeit. Irgendjemand, den man nie dafür verantwortlich machen wird, nicht anzeigen wird, im öffentlichen Raum eine Wand beschmutzt zu haben. Hunderte/tausende Menschen laufen an diesem Spruch vorbei, nehmen ihn vielleicht einige Hundertstel Sekunden wahr. Er transplantiert sich ins Hirn, er bleibt von vielen vielleicht ungelesen, bleibt aber dennoch faktisch da.

 

Verurteilung von Irmela Mensah-Schramm wegen Umgestaltung des Hassgraffiti "Merkel muss weg!" in "Merke! Hass weg!"

Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sind eine sehr exponierte Persönlichkeit in Deutschland. Ihr Name steht für etwas. Sie stehen mit Ihrer Person für ein Land. Und Irmela Mensah-Schramm, die unbeirrbare alte Dame mit dem freundlichen Lachen, geht hin, sprüht die Buchstaben – wie folgt – über:

 

Merke! Hass weg!

Im Grunde rettet sie damit etwas: IHRE Ehre

und SIE wird dabei beobachtet und angezeigt, sie kommt vor Gericht und das Gericht entlässt sie nicht; sie trägt die Bundesverdienstorden, die sie für Ihr Engagement gegen „rechte Gewalt“, für ihr unermüdliches Engagement gegen rechtes, antisemitisches, homophobes, rassistisches und gewaltentzündendes Gedanken- und Sprach-Gut erhalten hat: von dem Land, dem Sie – bewundernswert konsequent und aus werte-bewahrender Überzeugung - dienen als Kanzlerin, dem Land, dem Irmela Mensah-Schramm auch als Bürgerin ohne Amt dient – auf IHRE Weise, mit ihren Mitteln.

 

Irmela Mensah-Schramm - 17.10.2016 in Dresden auf einer Demo
Irmela Mensah-Schramm - 17.10.2016 in Dresden auf einer Demo

Wir möchten mit diesem Schreiben unsere Solidarität mit Irmela Mensah-Schramm bekunden. Irmela Mensah-Schramm darf nicht vor Gericht stehen. Das ist nach 30 Jahren Aktivität gegen das flache, populistische Denken und Handeln mit allen friedlichen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, nicht angemessen - auch wenn dies kein „juristischer Terminus“ ist.

 

Bürgerinnen und Bürger wie Irmela Mensah-Schramm dürfen in Deutschland nicht kriminalisiert werden. Vielmehr sollte der Prozess eingestellt werden.

Mein Kampf gegen Rechts, Europa-Verlag, Januar 2016
Europa-Verlag Januar 2016

Irmela Mensah-Schramm ist Mitautorin von 11 Portraits im Buch "Mein Kampf – gegen Rechts", erschienen am 12. Januar 2016 im Europa Verlag, in dem sie über ihren 30jährigen Kampf gegen Rechts schreibt. Im April diesen Jahres, war Irmela Mensah-Schramm  gemeinsam mit Wolfgang Haney, Leihgeber für die Ausstellung ANGEZETTELT im Deutschen Historischen Museum in Berlin, als antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute ausgestellt wurden. Darüber hinaus hält sie bundesweite Workshops „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ an Schulen ab und organisiert Wanderausstellungen mit dem Titel „Hass vernichtet“. Hier eine Chronik von Irmela Mensah-Schramm, "Hass vernichtet" 2015/2016.

Wir wünschen uns mehr von solch couragierten Menschen, die NICHT wegschauen, nicht ihrer Wege gehen, die sich für ihr Engagement beschimpfen und bedrohen lassen, die wach und aufmerksam durch die Welt gehen und sich durch vernichtenden Hass, im Kleinen, im Großen berühren lassen: UND etwas dagegen TUN.

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Erstunterzeichner Offener Brief

Sächsische Zeitung -  09.12.2016

Polizei ermittelt weiter gegen die „Polit-Putze“

Eine Berlinerin übersprüht bundesweit Hassparolen. In Bautzen kassierte sie dafür eine Anzeige von den Beamten. ...

Wenn auch Sie sich mit Irmela Mensah-Schramm solidarisch erklären möchten, dann zeichnen Sie die Online-Petition von Katja Almstedt und empfehlen diese bitte in Ihren Freundes- und Bekanntenkreis bzw. teilen dies in Ihren Sozialen Netzwerken. 

Pressemitteilung 15.12.2016 - Berlin/Königs Wusterhausen - Merkel muss Weg? Hass muss weg! Offener Brief an die Bundeskanzlerin  Dr. Angela Merkel

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